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Zehntausende trotzen Verbot in Budapest

by Rudolph Angler
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Hunderttausende versammelten sich am Samstag in Budapest zur 30. Pride – trotz eines Regierungsverbots. Unter den Teilnehmenden befanden sich EU-Abgeordnete, Unterstützer aus dem Ausland und viele Menschen, die erstmals dabei waren. Die Pride wurde so zum Symbol des Widerstands gegen Einschränkungen demokratischer Grundrechte in Ungarn.

Viele, die früher Pride-Veranstaltungen mieden, zeigten diesmal bewusst Präsenz. Sie wollten ein Zeichen für Freiheit, Vielfalt und Solidarität setzen. Auch Klimaaktivistin Greta Thunberg reiste an. In einem Video kritisierte sie Premier Viktor Orbán scharf und nannte das Verbot einen „faschistischen Angriff auf Menschenrechte“.


Rechte Gruppen marschieren mit Polizeischutz

Während Pride untersagt wurde, erhielten zwei rechtsextreme Veranstaltungen offizielle Genehmigung. Die 64-Komitate-Jugendbewegung hielt eine Kundgebung auf dem zentralen Platz ab – demselben Ort, an dem später Pride-Teilnehmende demonstrierten. Die rechtsextreme Partei Unsere Heimat organisierte zudem einen Gegenzug entlang der ursprünglich geplanten Pride-Route.

Beobachter sehen darin ein politisches Kalkül: Während LGBTQ+-Rechte unterdrückt werden, erhalten extreme Nationalisten Rückendeckung. Diese Doppelmoral ruft breite Kritik hervor – sowohl im In- als auch im Ausland.


Orbán spielt mit politischem Kalkül

Oppositionsführer Péter Magyar fehlte bei der Pride – offiziell wegen eines Familienurlaubs mit seinen Kindern. In einem Facebook-Post äußerte er sich dennoch klar: Alle Menschen verdienen Schutz, unabhängig von Herkunft oder Identität. Spekulationen über ein taktisches Fernbleiben kursierten dennoch.

Analysten vermuten, Fidesz habe bewusst die Pride-Debatte forciert, um Magyar unter Druck zu setzen. Orbáns Partei versuche, die Diskussion auf ein Terrain zu lenken, auf dem sie mehrheitsfähig bleibt. Doch Magyar lässt sich nicht provozieren – er bleibt bei Themen wie Inflation, Korruption und marodem Gesundheitswesen. Laut aktuellen Umfragen liegt seine TISZA-Partei bereits 15 Prozent vor Fidesz.

Politikexperte Zoltán Novák sagt: „Fidesz hat die Debatte geschickt umgelenkt – doch Magyar bleibt schwer angreifbar.“ Während rechte Kräfte auf Kulturkampf setzen, erreicht Magyar die Wähler mit konkreten Alltagsthemen.

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