Der YU7-SUV startet Xiaomis Angriff auf die Automobilbranche
Xiaomi hat erstmals einen eigenen Elektro-SUV mit dem Namen YU7 sowie einen neuen, selbst entwickelten Smartphone-Chip Xring O1 vorgestellt. CEO Lei Jun präsentierte beide Innovationen während einer Livestream-Veranstaltung aus Peking. Der Technologiekonzern, bislang für preiswerte Geräte bekannt, richtet sich nun gezielt auf den Premiumsektor aus.
Der YU7 bietet eine Reichweite von bis zu 835 Kilometern pro Ladung. Das Spitzenmodell beschleunigt in etwas mehr als drei Sekunden auf 100 km/h. Lei betonte, dass der SUV leistungsstärker sei als Teslas Model Y und vergleichbare Fahrzeuge von Porsche. Alle Modelle verfügen über fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme.
Jubiläumsveranstaltung bringt Wendepunkt in der Markenstrategie
Die Produkteinführung fiel mit Xiaomis 15-jährigem Bestehen zusammen und diente als klares Signal für eine neue Positionierung. Neben dem SUV präsentierte das Unternehmen neue Tablets und weitere Geräte. Dieser Wandel kommt zu einem kritischen Zeitpunkt – nach einem tödlichen Unfall im März mit dem SU7, Xiaomis erstem E-Auto.
Bei dem Unfall kamen drei Menschen ums Leben. Er rief Bedenken hinsichtlich der vermarkteten Autonomietechnologien hervor. Im darauffolgenden Monat verzeichnete Xiaomi einen spürbaren Rückgang der Bestellungen.
Technologische Souveränität als langfristiges Ziel
Xiaomis Vorstoß in die Chipentwicklung spiegelt Chinas größere Bestrebungen wider, technologische Abhängigkeiten zu überwinden. Der neue Xring O1 basiert auf moderner 3-Nanometer-Technologie und soll mit Chips von Apple und Qualcomm konkurrieren. Das Design stammt von Xiaomi, die Fertigung übernimmt TSMC.
Der Chip wird erstmals im neuen Smartphone 15S Pro verwendet, das 5.499 Yuan (764 US-Dollar) kosten soll. Lei erklärte, dass der Xring O1 bei rechenintensiven Anwendungen kühler bleibe als Apples A18 Pro.
Milliardeninvestitionen sichern Technologievorsprung
Laut Lei investierte Xiaomi bislang 13,5 Milliarden Yuan (1,87 Milliarden US-Dollar) in die Chipentwicklung. „Beim Chipwettlauf bleibt uns keine Wahl“, erklärte er bei der Präsentation.
Das Projekt begann bereits 2014. Für die nächsten zehn Jahre kündigte Lei Investitionen von mindestens 50 Milliarden Yuan (7 Milliarden US-Dollar) an. 2025 sollen allein 6 Milliarden Yuan (833 Millionen US-Dollar) fließen. Über 2.500 Spezialisten arbeiten aktuell in der Forschung und Entwicklung.
Staatliche Medien feiern Xiaomis Innovationsleistung
Ein großer staatlicher Sender nannte Xiaomis neuen Chip auf Social Media einen technologischen Durchbruch. Auch ein Kommentar in einer offiziellen Zeitung lobte die Innovationskraft privater Unternehmen trotz globaler Herausforderungen.
Im Vergleich zu Huawei, das durch US-Sanktionen von TSMC abgeschnitten ist, liegt Xiaomi derzeit vorn. Huawei kämpft weiterhin mit 7-Nanometer-Technologie, während Xiaomi bereits auf 3-Nanometer-Niveau produziert.
Chinesisch-amerikanischer Chipkonflikt spitzt sich weiter zu
Die Spannungen zwischen China und den USA in der Halbleiterbranche nehmen zu. Peking warf Washington erneut vor, chinesische Technologieanbieter zu behindern. Man beschuldigte die US-Regierung, Vereinbarungen aus den Genfer Handelsgesprächen zu untergraben.
Trotz der Fortschritte ist Xiaomi noch teilweise auf Chips von Qualcomm und MediaTek angewiesen. Doch durch eigene Chipentwicklung will das Unternehmen Apples vertikal integriertes Modell nachahmen – mit enger Verzahnung von Hard- und Software. Der Xring O1 soll künftig auch in Tablets und weiteren Premiumprodukten von Xiaomi eingesetzt werden.