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Tausende britische Studierende beim Schummeln mit KI ertappt

by Richard Parks
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Eine Untersuchung des Guardian hat aufgedeckt, dass britische Universitäten zunehmend mit Fällen von KI-Missbrauch durch Studierende konfrontiert sind. Im Studienjahr 2023/24 wurden fast 7.000 bestätigte Verstöße im Zusammenhang mit ChatGPT und ähnlichen Tools registriert – eine deutliche Zunahme im Vergleich zu den Vorjahren. Expert:innen sprechen dabei lediglich vom „sichtbaren Teil des Eisbergs“.

KI-Missbrauch nimmt zu, traditionelle Plagiate gehen zurück

Die Analyse zeigt: Während klassische Plagiate rückläufig sind (von 19 auf 15,2 Fälle pro 1.000 Studierende), steigt die Zahl der KI-Vergehen rapide an – auf derzeit rund 7,5 pro 1.000 Studierende. Noch 2022/23 lag dieser Wert bei 1,6. Ursache für den Wandel sei vor allem die Verfügbarkeit leistungsfähiger, leicht zugänglicher KI-Schreibwerkzeuge.

Viele Universitäten haben noch keine eigene Kategorie für KI-Missbrauch in ihren Regelwerken, was die Auswertung erschwert. Gleichzeitig ergab eine Umfrage des Higher Education Policy Institute, dass rund 88 % der Studierenden generative KI im Rahmen ihrer Studienleistungen nutzen.

Kaum nachweisbar: die Herausforderungen der KI-Detektion

Dr. Peter Scarfe von der University of Reading sieht in der Beweisführung das größte Problem: „Im Gegensatz zu klassischen Plagiaten lässt sich KI-generierter Text kaum eindeutig belegen.“ Auch KI-Detektoren liefern unsichere Ergebnisse – und der Wunsch, Studierende nicht fälschlich zu beschuldigen, macht Universitäten zurückhaltend. Ein eigener Versuch an der Universität Reading zeigte, dass KI-Texte in 94 % der Fälle unentdeckt blieben.

Plattformen wie TikTok werben derweil offen mit Tools, die KI-Texte „vermenschlichen“ – also so umformulieren, dass sie Erkennungssysteme umgehen.

Stimmen aus der Studierendenschaft: kreative Nutzung oder Täuschung?

Viele Studierende nutzen KI weniger zum Abschreiben, sondern zur Inspiration und Strukturierung. So berichtet ein Business-Student, dass er ChatGPT vor allem zum Brainstorming und zur Literaturrecherche nutzte – die Inhalte habe er dann selbstständig umformuliert.

Eine Musikbusiness-Studentin betont den Nutzen für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Eine Freundin mit Dyslexie nutze KI, um eigene Argumente besser zu strukturieren.

Universitäten zwischen Kontrolle und Anpassung

Thomas Lancaster, Experte für akademische Integrität am Imperial College London, warnt vor dem Vertrauensverlust: „Bewertungen wirken auf viele Studierende sinnlos, wenn sie nicht den Wert dahinter erkennen.“ Statt auf alte Prüfungsformate zurückzufallen, empfiehlt er die Förderung nicht-automatisierbarer Fähigkeiten wie Kommunikation, Teamarbeit und kritisches Denken.

Auch die britische Regierung sieht Chancen: Bildungsminister Peter Kyle spricht von KI als Möglichkeit zur Chancengleichheit – etwa für Kinder mit Dyslexie. Staatlich wird derzeit mit 187 Millionen Pfund in nationale Weiterbildungsprogramme investiert.

Fazit: Die akademische Welt steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Der Umgang mit KI muss neu gedacht, Prüfungsformen angepasst und der Bildungsauftrag klar kommuniziert werden – nicht zuletzt, um Studierende für eine Zukunft zu befähigen, in der KI ein fester Bestandteil des Alltags sein wird.

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