Hydrogel blockiert Spermien ohne Hormone oder dauerhafte Eingriffe
Ein neuartiges, hormonfreies Verhütungsmittel für Männer hat in ersten klinischen Tests eine Wirksamkeit von mindestens zwei Jahren gezeigt. Das Implantat mit dem Namen Adam besteht aus einem wasserlöslichen Hydrogel, das in die Samenleiter eingesetzt wird. Dort verhindert es, dass Spermien in die Samenflüssigkeit gelangen.
Entwickelt wurde das Produkt vom US-Biotech-Unternehmen Contraline. Es versteht sich als reversibler Ersatz für Kondome oder eine Vasektomie. Das Gel baut sich nach einer festgelegten Zeitspanne im Körper ab und stellt die Fruchtbarkeit wieder her.
Laut Contraline zeigen Daten aus der Phase-1-Studie, dass bei zwei Teilnehmern nach 24 Monaten keine Spermien mehr im Ejakulat nachweisbar waren. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten bisher nicht auf.
Gründer und CEO Kevin Eisenfrats erklärte, das Einsetzen des Implantats dauere nur etwa zehn Minuten und erfolge unter örtlicher Betäubung – der Patient bleibe dabei wach.
Alternative zur Vasektomie: Temporärer Schutz statt endgültiger Entscheidung
Implantat könnte männliches Pendant zur Spirale werden
Adam ist nicht das erste Verhütungsmittel, das durch das Blockieren der Samenleiter wirkt. Doch viele frühere Ansätze verwendeten Materialien, die nicht vom Körper abgebaut wurden. Das führte zu Bedenken hinsichtlich Narbenbildung oder dauerhafter Unfruchtbarkeit.
Obwohl der Nachweis der Umkehrbarkeit beim Menschen noch fehlt, zeigen Tierversuche laut Eisenfrats, dass sich das Hydrogel zuverlässig abbaut. Studien mit geringerer Dosierung am Menschen deuten auf kürzere Wirkungsdauern hin.
Eisenfrats vergleicht Adam mit der Spirale für Frauen. Nach zwei Jahren könnten sich Männer entscheiden, ein neues Implantat einsetzen zu lassen oder nicht. Eine „Rückholmethode“ wird derzeit ebenfalls entwickelt. Auch Selbsttests zur Überprüfung der Wirksamkeit sind in Planung.
Im weiteren Jahresverlauf plant Contraline eine Phase-2-Studie in Australien mit 30 bis 50 Teilnehmern.
Medizinischer Durchbruch oder frühes Versprechen?
Wissenschaft begrüßt Entwicklung, warnt aber vor vorschnellen Schlüssen
Experten aus der Reproduktionsmedizin sehen die Ergebnisse positiv. Professor Richard Anderson von der Universität Edinburgh nannte die Studie einen wichtigen Fortschritt. Endlich gebe es ernstzunehmende hormonelle und nicht-hormonelle Ansätze für Männer.
Gleichzeitig mahnen Anderson und Professor Jon Oatley von der Washington State University zur Vorsicht. Noch sei nicht belegt, dass sich die Fruchtbarkeit nach Entfernung des Implantats wirklich vollständig wiederherstellt. Auch die Langzeitfolgen einer Blockade der Samenleiter seien unklar.
Oatley bezweifelt zudem, dass viele Männer sich für ein operatives Verfahren entscheiden würden, wenn alternative Methoden wie Pillen oder Pflaster verfügbar wären.
Trotz offener Fragen könnte Adam einen bedeutenden Wandel in der männlichen Verhütung einleiten – vorausgesetzt, kommende Studien bestätigen Sicherheit, Wirkung und Reversibilität des Verfahrens.