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Manchester United im Umbruch: Zwischen Erwartung und Ernüchterung

by Silke Mayr
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Amorim bleibt im Amt – doch das Vertrauen schwindet

Nach der Niederlage gegen Tottenham kehrte Manchester United mit ernstem Blick aus Bilbao zurück. Trainer Ruben Amorim bleibt offiziell im Amt, obwohl er öffentlich erklärte, bei Vertrauensverlust sofort zurückzutreten. Die Vereinsführung hält weiter an ihm fest und sieht in ihm den Architekten des bevorstehenden Umbaus. Hoffnung auf eine baldige Rückkehr an die nationale Spitze ist vorhanden – doch die Realität spricht eine andere Sprache. Das Verpassen der europäischen Wettbewerbe, interne Umstrukturierungen und sportlicher Stillstand belasten den Verein schwer. Die kommenden Wochen werden entscheiden, ob United in der Lage ist, sich neu aufzustellen – oder tiefer in die Krise rutscht.

Fehlende Einnahmen verschärfen die Lage

Die bevorstehenden Finanzberichte werden die wirtschaftlichen Folgen der sportlichen Krise offenlegen. Durch das Verpassen der Champions League entgehen dem Verein zehn Millionen Pfund aus dem Adidas-Vertrag. Diese Einbußen verteilen sich über mehrere Jahre, doch wiederholte Misserfolge erhöhen das Risiko. Der aktuelle Tabellenplatz bedeutet 33 Millionen Pfund weniger an Preisgeldern. Zudem fehlen Einnahmen aus mindestens vier Heimspielen, die je rund 4,3 Millionen Pfund eingebracht hätten. Insgesamt belaufen sich die Verluste auf über 100 Millionen Pfund. Als Reaktion streicht der Klub Reisebudgets, Verpflegung und Zusatzleistungen. Eine weitere Entlassungsrunde trifft Abteilungen wie Scouting, Medizin und Analyse. Dennoch bleiben hohe Gehaltskosten und teure Transfers die größten finanziellen Belastungen.

Transferaktivitäten nur durch Verkäufe möglich

United plant neue Verpflichtungen – jedoch nur, wenn zuvor Spieler abgegeben werden. Aktuell schuldet der Klub 272 Millionen Pfund aus alten Transfergeschäften, davon werden 156 Millionen kurzfristig fällig. Hinzu kommen Verluste von 113 Millionen Pfund sowie 14,5 Millionen für Trainerabfindungen. Trotz dieser Belastungen bemüht sich der Verein um Matheus Cunha, dessen Ausstiegsklausel bei 62,5 Millionen Pfund liegt. Dieser Transfer ist nur realisierbar, wenn andere Spieler verkauft werden. Der Druck ist hoch: Langsame Verkäufe erhöhen das Risiko für überstürzte und teure Neuzugänge. Die Transferphase 2022 dient als Warnung – damals verpflichtete United Casemiro und Antony für 150 Millionen Pfund, ohne nachhaltigen Erfolg.

Der Kader steht zur Disposition

In Manchester ist kaum ein Spieler noch gesetzt. Bruno Fernandes wird zwar öffentlich gehalten, doch ein Verkauf ist nicht ausgeschlossen. Victor Lindelöf und Christian Eriksen werden den Klub im Sommer verlassen. Marcus Rashford gilt intern als wechselwillig, lehnt jedoch Gehaltskürzungen ab. Barcelona zeigt Interesse, kann den Transfer aber nicht sofort stemmen. Chelsea könnte Jadon Sancho zurückholen – was United vor eine schwierige Entscheidung stellt. Alejandro Garnacho hat sich durch Online-Aktivitäten selbst in die Kritik gebracht, auch hier zeigt Chelsea Interesse. Bei André Onana gibt es lose Anfragen aus Saudi-Arabien, ein konkretes Angebot fehlt bislang. Ersatztorwart Altay Bayındır will wechseln. Weitere Wackelkandidaten sind Casemiro, Shaw, Maguire, Mount, Ugarte, Malacia sowie Højlund und Zirkzee – doch deren hohe Gehälter erschweren Wechsel erheblich.

Amorim muss jetzt liefern

Die Klubführung stärkte Amorim demonstrativ den Rücken, doch intern wird seine Position zunehmend diskutiert. Er selbst sieht Fortschritte im Spielaufbau – etwa einen Diagonalball von Casemiro auf Dorgu – als Zeichen positiver Entwicklung. Doch sechs Siege aus 26 Ligaspielen sprechen eine klare Sprache. In anderen Ligen wäre ein Trainerwechsel längst erfolgt. Bei United bleibt Amorim (noch) im Amt, doch die Geduld wird knapper. Stimmen aus der Kabine berichten von Zweifeln an seinen Methoden. Auch frühere Spieler hinterfragen die Autorität seines jungen Trainerstabs. Sollte der Start in die neue Saison misslingen, droht ein schneller Bruch.

Asientour bringt Geld, aber keine Ruhe

Nach dem Spiel gegen Aston Villa startet United eine zweitägige Asientour. Die Testspiele sollen rund zehn Millionen Pfund einbringen. Viele Spieler sehen die Reise kritisch, doch wirtschaftlich ist sie unverzichtbar. Ein mögliches Duell gegen AC Mailand steht im Raum – auch die Italiener spielen nächste Saison nicht international. Mehr Trainingszeit könnte sportlich helfen, gleichzeitig steigt der öffentliche Druck. Medien und Fans werden jede Entwicklung genau beobachten. Ohne regelmäßige Spiele könnten interne Konflikte schneller nach außen dringen. Manchester United bleibt auch in der Krise ein globales Thema – nun liegt es am Verein, den Fokus wieder auf sportliche Leistungen zu lenken.

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