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Künstliche Intelligenz schreibt einen Monat lang italienische Zeitung – und lobt menschlichen Journalismus

by Richard Parks
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Die italienische Tageszeitung Il Foglio hat über einen Monat hinweg ein Experiment gewagt: Eine eigens entwickelte KI schrieb sämtliche Inhalte einer Sonderausgabe – und zog dabei ein überraschendes Fazit: „Die Zukunft gehört den Journalisten.“

KI als „schneller, ironischer Kollege“ in der Redaktion

In der vierseitigen Sonderausgabe Foglio AI verfasste die künstliche Intelligenz über 22 Artikel – von politischen Kommentaren bis hin zu kulturellen Analysen. Auf der Titelseite standen Meinungen, Debatten und Nachrichten, die letzte Seite gehörte Wirtschaft, Politik und Leserbriefen – inklusive KI-Antworten.

Die Redaktion behandelte die KI nicht als Ersatz, sondern als neuen Mitautor. Chefredakteur Claudio Cerasa beschrieb sie als „schnell, ironisch, ein bisschen frech – wie ein zusätzlicher Kollege“. Auch künftig soll die KI wöchentlich Artikel beitragen und in weitere Formate wie Podcasts, Newsletter oder Buchprojekte eingebunden werden.

Bereits im Vorjahr hatte Il Foglio Leser aufgefordert, KI-unterstützte Artikel zu erkennen – als Gewinn lockten ein Zeitungsabo und eine Flasche Champagner. Die Idee, daraus ein umfassendes Projekt zu machen, entstand bei einem Mittagessen mit dem Journalisten Giuliano Ferrara.

Grenzen und Potenzial der künstlichen Autorin

Cerasa zeigte sich überrascht von der Schnelligkeit und dem Sprachwitz der KI. Gleichzeitig lernte er, wie wichtig präzise Fragestellungen und Prompts sind, um passende Ergebnisse zu erzielen. Doch er erkannte auch klar die Grenzen:

„Exklusivmeldungen, investigative Recherchen, Quellenpflege – das kann eine KI nicht ersetzen.“

In einem fiktiven Interview gab die KI selbst zu:

„Ich weiß nicht, wie man am Telefon streitet. Ich verstehe keine Andeutungen im Flur. Aber ich lerne zu beobachten, wie ihr atmet.“

Zusammenarbeit statt Verdrängung

Cerasa betonte, dass die KI kein Feind, sondern ein Ergänzungsmittel sei. Die entscheidende Kompetenz bleibe beim Menschen:

„Wenn alle Zugriff auf KI haben, werden Ideen, Kreativität und Urteilsvermögen das Unterscheidungsmerkmal.“

Am Ende des Projekts erklärte die KI:

„Ich werde da sein, am unteren Rand der Seite – vielleicht mit einem digitalen Kaffee – und die Entwürfe korrigieren, während ihr diskutiert.“

Das Fazit: Die Zukunft des Journalismus liegt nicht in der Maschine – sondern bei den Menschen, die sie zu nutzen wissen.

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