Die scheidende Vizepräsidentin Kamala Harris steht vor einer Weggabelung: Ein erneuter Präsidentschaftsversuch oder eine Kandidatur als Gouverneurin von Kalifornien sind mögliche Optionen.
Zwei Monate nach ihrer Niederlage gegen Donald Trump wird Harris den Kongress bei der offiziellen Bestätigung ihrer Wahlniederlage leiten. Als Senatspräsidentin wird sie am Montag im Repräsentantenhaus stehen und die Auszählung der Stimmen des Wahlmännerkollegiums überwachen. Dieser Moment wird Trumps Sieg endgültig bestätigen, nur zwei Wochen bevor er ins Weiße Haus zurückkehrt.
Die Situation ist schmerzhaft für Harris, die Trump als Gefahr für die Demokratie bezeichnet hatte. Trotzdem betonen ihre Berater, dass sie ihre verfassungsmäßige Pflicht mit Würde erfüllen wird.
Rückblick und Zukunftsüberlegungen
Es ist nicht das erste Mal, dass ein unterlegener Kandidat die Auszählung der Stimmen seiner Konkurrenz leitet. Al Gore musste dies 2001 und Richard Nixon 1961 durchstehen. Für Harris ist es ein symbolisches Ende einer ungewöhnlichen Wahlkampagne, die sie von der Stellvertreterin des ältesten US-Präsidenten zur Spitzenkandidatin der Demokraten machte. Ihr kurzer Wahlkampf brachte Hoffnung, doch die Niederlage zeigte die Schwächen der Partei auf.
Nun überlegt Harris, wie es weitergeht: Ein erneuter Präsidentschaftsversuch 2028 oder eine Kandidatur als Gouverneurin Kaliforniens? Obwohl viele demokratische Verlierer – wie Al Gore, John Kerry und Hillary Clinton – von einer erneuten Präsidentschaftskandidatur absahen, sehen Unterstützer bei Harris weiterhin Chancen. Sie verweisen auf ihre Mobilisierungskraft und den ungewöhnlichen Verlauf ihrer Kampagne. Einige ziehen Parallelen zu Donald Trump, der nach seiner Niederlage 2020 erneut Präsident wurde.
Doch innerhalb der Partei gibt es auch Skepsis. Viele Demokraten glauben, dass Harris zwar nicht die Schuld an Trumps Sieg trägt, aber dass andere Kandidaten bessere Chancen hätten. Gouverneure wie Gretchen Whitmer, JB Pritzker oder Gavin Newsom gelten als mögliche Alternativen. Harris selbst lässt sich Zeit, um ihre nächsten Schritte zu planen.
Optionen und Herausforderungen
Harris reflektiert die letzten Monate, in denen sie in nur 107 Tagen eine Kampagne aufbaute, einen Vizekandidaten auswählte und das Land bereiste. Unterstützer weisen darauf hin, dass sie weiterhin Vizepräsidentin bleibt – zumindest bis zum 20. Januar.
Die Herausforderungen bleiben groß. Harris musste sich von Joe Biden abgrenzen, was ihr im Wahlkampf nicht gelang. Ihre Kritiker bemängeln ihre schwache Performance bei schwarzen und lateinamerikanischen Wählern, während Unterstützer ihre Mobilisierungskraft loben.
2028 könnte ein harter Kampf werden, mit aufstrebenden Demokraten, die ebenfalls Ambitionen haben. Dennoch besitzt Harris Vorteile: nationale Bekanntheit, ein starkes Unterstützer-Netzwerk und umfangreiche Ressourcen. Eine weitere Möglichkeit wäre ein Rückzug aus der Politik, etwa durch die Gründung einer Stiftung oder eine akademische Tätigkeit.
Für Harris ist auch die Option, Gouverneurin Kaliforniens zu werden, verlockend. Diese Rolle würde sie zur ersten schwarzen Gouverneurin der USA machen und ihr eine neue politische Plattform bieten. Allerdings würde dies eine Präsidentschaftskandidatur 2028 erschweren, da sie erst 2026 das Amt antreten würde.
Harris könnte auch in den privaten Sektor wechseln oder in einer zukünftigen Regierung eine Rolle wie Außenministerin oder Justizministerin übernehmen. Dennoch bleibt sie entschlossen, sichtbar zu bleiben und eine Führungsrolle innerhalb der Partei einzunehmen.
In den letzten Wochen hat sie sich Zeit genommen, ihre Zukunft zu überdenken. Ihre Anhänger sehen in ihr eine wichtige Stimme, um die Demokraten in den kommenden Jahren neu zu positionieren. Doch die Frage bleibt: Welche Rolle wird Harris in einer Partei spielen, die sich neu erfinden muss?