Nach jahrelangen Verhandlungen: Einigung auf internationale Pandemie-Regeln
Die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich nach über drei Jahren intensiver Gespräche auf ein grundlegendes Abkommen zum weltweiten Umgang mit Pandemien verständigt. Bei einer fast 24-stündigen Marathonsitzung in Genf wurde ein Durchbruch erzielt. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus sprach von einem historischen Moment: „Dies ist ein Geschenk an unsere Kinder und Enkelkinder.“
Das Abkommen soll Lehren aus der Corona-Krise ziehen und klare Vorgaben für Prävention, Vorsorge und Reaktion bei künftigen globalen Gesundheitsnotlagen liefern. Der finale Text soll in einer weiteren Sitzung am Dienstag verabschiedet und anschließend den Mitgliedsländern zur Zustimmung vorgelegt werden. Die formelle Annahme ist für Ende Mai bei der WHO-Generalversammlung vorgesehen.
Streitpunkt Technologietransfer offenbar beigelegt
Ein zentrales Hindernis bei den Verhandlungen war die Frage des Technologietransfers – insbesondere in Bezug auf Impfstoffe und andere Gesundheitsprodukte. Während viele Länder des globalen Südens auf verpflichtende Regelungen pochten, lehnten wirtschaftsstarke Staaten mit bedeutender Pharmaindustrie dies lange ab. Nach zähem Ringen einigte man sich nun offenbar auf einen Kompromiss, dessen Details bislang nicht veröffentlicht wurden.
In der Corona-Pandemie hatten viele Entwicklungsländer kritisiert, dass ihnen Technologien und Wissen zur eigenständigen Herstellung von Impfstoffen nicht zur Verfügung standen. Wohlhabendere Staaten hatten hingegen früh Zugang zu Vakzinen und Tests. Der Mangel an fairer Verteilung wurde als ein schwerwiegender Mangel im globalen Gesundheitssystem angesehen.
Weltweite Lehren aus der Coronakrise
Die Initiative für das Abkommen geht auf einen WHO-Beschluss von Dezember 2021 zurück. Ziel war es, Schwachstellen im internationalen Gesundheitswesen aufzudecken und durch klare, verbindliche Regeln zu beheben. Die Corona-Pandemie forderte laut WHO weltweit mindestens 20 Millionen Todesopfer und brachte dramatische wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen mit sich. Gesundheitssysteme weltweit waren überfordert, die Versorgung mit Impfstoffen war lange unzureichend.
USA außen vor
Trotz der Einigung bleibt ein Makel: Die Vereinigten Staaten werden voraussichtlich nicht Teil des Abkommens sein. US-Präsident Donald Trump hatte nach seiner Rückkehr ins Amt den Austritt der USA aus der WHO erklärt – ein Rückschritt, der internationale Zusammenarbeit erschwert.
Die Einigung in Genf gilt dennoch als bedeutender Fortschritt. Sie soll helfen, die Welt besser auf neue Pandemien vorzubereiten – mit mehr Solidarität, mehr Transparenz und klar geregelter Zusammenarbeit.