Behauptung von Matteo Salvini
Italiens Verkehrsminister Matteo Salvini behauptete im Mai, „Italien ist das Land Nummer eins in Europa bei der Vergabe von Staatsbürgerschaften – und das jedes Jahr.“ Diese Aussage fiel im Zusammenhang mit einem Referendum, bei dem über eine Verkürzung der Aufenthaltsdauer für Nicht-EU-Bürger von zehn auf fünf Jahre abgestimmt wird.
Was die aktuellen Daten zeigen
Laut den neuesten Zahlen von Eurostat aus dem Jahr 2023 ist diese Behauptung falsch. Spanien vergab im Jahr 2023 die meisten Staatsbürgerschaften in der EU: über 240.000, was 22,9 % aller Einbürgerungen in der EU entspricht. Italien lag mit 214.000 auf Platz zwei. Es folgen Deutschland mit 200.000, Frankreich mit 97.000 und Schweden mit 68.000. Das Vereinigte Königreich, das nicht mehr zur EU gehört, vergab im selben Jahr 202.000 Staatsbürgerschaften laut offiziellen Regierungsangaben.
Staatsbürgerschaften im Verhältnis zur Bevölkerung
Bezieht man die Bevölkerungsgröße mit ein, fällt Italien zurück. 2023 lag Luxemburg mit 8,8 Einbürgerungen pro 1.000 Einwohner an der Spitze, gefolgt von Schweden (6,4), Spanien (5,0), Belgien (4,7) und Italien (3,6). Die wenigsten Einbürgerungen pro 1.000 Einwohner verzeichneten die Slowakei, Bulgarien und Litauen – alle unter 0,5.
Einbürgerungsquote im Verhältnis zur ausländischen Bevölkerung
Die Einbürgerungsquote vergleicht die Zahl der vergebenen Staatsbürgerschaften mit der Zahl der ausländischen Einwohner. Schweden führte 2023 mit einer Quote von 7,9 %, gefolgt von Rumänien mit 5,9 % und Italien mit 4,1 %. Der EU-Durchschnitt lag bei 2,6 %.
War Italien jemals Spitzenreiter?
Ja, aber nicht durchgängig. Italien vergab 2022 und 2020 die meisten Staatsbürgerschaften in der EU. 2022 waren es etwa 214.000, 2020 rund 132.000. Zwar liegt Italien regelmäßig weit vorn, doch nicht jedes Jahr auf Platz eins.
Fazit
Die Aussage, Italien sei jedes Jahr führend bei der Vergabe von Staatsbürgerschaften in Europa, ist falsch. Spanien lag 2023 auf Platz eins. Italien gehört zwar zu den Ländern mit den höchsten absoluten Zahlen, führt aber nicht durchgängig. Zudem hat Italien mit einer erforderlichen Aufenthaltsdauer von zehn Jahren eine der strengsten Einbürgerungsregeln in Europa, während viele andere Länder bereits nach fünf Jahren eine Einbürgerung ermöglichen.
