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Europa auf Schiene: Bahnfahren über Grenzen soll einfacher werden

by Richard Parks
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Deutsche Bahn startet Digitalisierung für internationale Tickets

Noch in diesem Herbst beginnt die Deutsche Bahn (DB) mit der Einführung eines neuen digitalen Buchungssystems, das internationale Zugreisen in Europa deutlich vereinfachen soll. Grundlage ist der sogenannte Open Sales and Distribution Model (OSDM), ein von der EU unterstützter Datenstandard, der den Zugriff auf die Ticketingsysteme anderer europäischer Bahnunternehmen ermöglichen soll.

„Man wird eine internationale Reise künftig genauso einfach buchen können wie eine innerdeutsche“, sagte Michael Peterson, Vorstand für den Fernverkehr bei der DB. Ziel ist ein nahtloses, grenzüberschreitendes Reiseerlebnis innerhalb Europas – ermöglicht durch einheitliche Technik und bald auch durch neue gesetzliche Rahmenbedingungen auf EU-Ebene.

Bis Ende 2026 will die DB über ihre Website und die App DB Navigator integrierte Buchungen für nahezu alle großen europäischen Bahnen ermöglichen – inklusive lokaler Verkehrsanbindungen. Auch wenn es noch kein einheitliches Ticket geben wird, sollen Verbindungen einfacher miteinander kombinierbar werden.

Fahrgastrechte im Fokus: EU plant Gesetzesreform

Parallel dazu plant die EU-Kommission eine Gesetzesinitiative, die umfassende Fahrgastrechte wie Umbuchung und Kostenerstattung bei grenzüberschreitenden Reisen verbindlich regeln soll. Denn bislang verlieren Reisende diese Rechte häufig, wenn sie mehrere Tickets von verschiedenen Anbietern nutzen und etwa durch eine Verspätung den Anschlusszug verpassen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat das Thema zu einer Priorität ihrer zweiten Amtszeit gemacht. „Menschen sollten grenzüberschreitende Reisen mit mehreren Anbietern buchen können, ohne dabei ihre Rechte auf Entschädigung oder Ersatz zu verlieren“, schrieb sie 2024.

Bahnexperte Jon Worth sieht in OSDM einen sinnvollen technischen Schritt, warnt jedoch vor überzogenen Erwartungen: „Das Modell zwingt niemanden zur Ausgabe gemeinsamer Tickets oder zur Sicherstellung einheitlicher Rechte.“ Er fordert verbindliche Regelungen für Datenaustausch, Ticketweiterverkauf und Fahrgastrechte.

DB erweitert Streckennetz – aber sieht Risiken bei Regulierung

Zunächst wird die Deutsche Bahn ihre Systeme mit denen der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) verknüpfen. Weitere Partner sollen folgen. Aktuell ist das Buchen internationaler Verbindungen wie Berlin–Barcelona oft kompliziert, teuer und auf mehrere Anbieter verteilt.

Peterson warnte jedoch vor unnötigen Eingriffen in die technische Umsetzung. Sollte die EU einen anderen Standard als OSDM vorschreiben, könnten Jahre an Investitionen gefährdet sein. „Das kostet Geld, das kostet Zeit“, so der DB-Vorstand.

Dennoch zeigt sich die Bahn optimistisch. Mit der neuen Hochgeschwindigkeitsverbindung Berlin–Paris sowie einem Anstieg von 22 % bei grenzüberschreitenden Ticketverkäufen im Jahr 2024 sieht sich das Unternehmen auf dem richtigen Weg.

Mit wachsendem Umweltbewusstsein, besserer digitaler Infrastruktur und bevorstehenden EU-Vorgaben könnte der europäische Bahnverkehr nun endlich das halten, was viele sich seit Jahren wünschen: ein vernetztes, einfach buchbares, umweltfreundliches Verkehrsmittel für ganz Europa.

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