Einbrüche im Wachstum und Immobiliensektor
Chinas Wirtschaft steht seit der Pandemie unter erheblichem Druck. Obwohl die Wachstumsrate im dritten Quartal 2024 bei 4,6 Prozent lag, sind die früheren zweistelligen Zuwachsraten längst Geschichte. Besonders der Immobiliensektor, einst ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts (BIP), hat schwer gelitten.
Strengere Verschuldungsregeln führten 2021 zu einem abrupten Crash. In der Folge halbierten sich die Immobilienpreise. Zudem stehen heute etwa 81 Millionen Wohnungen leer. Gleichzeitig schrumpft die Bevölkerung, was die Nachfrage nach Wohnraum weiter reduziert. Bereits 2020 erreichte China mit 1,43 Milliarden Menschen seinen Höchststand. Prognosen zufolge könnte die Bevölkerung bis 2100 auf 767 Millionen sinken.
Schwacher Konsum und Deflation verstärken Probleme
Die geringe Geburtenrate und wirtschaftliche Unsicherheiten belasten den Binnenkonsum. Dadurch sanken die Verbraucherpreise in den letzten sechs Quartalen stetig. Trotz Konjunkturmaßnahmen und gelockerter Geldpolitik gelang es der Regierung bislang nicht, diesen Trend umzukehren.
Auch Experten sehen die Lage kritisch. Marcus Weyerer von Franklin Templeton betont, dass steigende Arbeitslosigkeit und fallende Immobilienpreise die Kaufbereitschaft dämpfen. Ohne gezielte Reformen und Konsumanreize droht China eine wirtschaftliche Stagnation – ähnlich wie Japan in den 1990er-Jahren. Damals kollabierten gleichzeitig die Immobilien- und Aktienmärkte.
Exporte als Rettungsanker?
Chinas Abhängigkeit von Exporten ist ein weiteres Zeichen für die Herausforderungen im Inland. Unternehmen wie BYD und Plattformen wie Temu und Shein drängen auf europäische Märkte. Doch die EU erschwert den Zugang durch Strafzölle und neue Regeln.
Auch die USA setzen China mit Handelsbarrieren unter Druck. Donald Trump plant sogar, Zölle auf chinesische Importe auf 60 Prozent zu erhöhen. In der Automobilbranche zeigt sich die Problematik besonders deutlich. China produzierte 2024 rund 28 Millionen Fahrzeuge, obwohl die Kapazität bei 60 Millionen liegt. Die Inlandsnachfrage kann dieses Überangebot nicht ausgleichen, und neue Exportmärkte sind begrenzt.
Hoffnung auf Urbanisierung und Reformen
Trotz der Probleme sieht Finanzwissenschaftler Wang Wen von der Renmin-Universität in der Urbanisierung Chinas eine Chance. Bisher leben 65 Prozent der Bevölkerung in Städten. Steigt dieser Anteil auf 80 Prozent, könnten laut Wang 200 bis 300 Millionen Menschen umziehen. Dies könnte die Wirtschaft deutlich beleben.
Allerdings bleibt der Rückstand auf die USA erheblich. 2024 betrug Chinas BIP 18,2 Billionen US-Dollar, während die USA 27,6 Billionen erreichten. Dennoch könnte China mit gezielten Reformen und stärkerem Konsum langfristig wieder wachsen.
Fazit: Ungewisse Zukunft
Chinas Zukunft hängt stark von seiner Fähigkeit ab, strukturelle Probleme zu lösen. Während der Exportmarkt zunehmend erschwert wird, bleibt der Binnenkonsum hinter den Erwartungen zurück. Ohne tiefgreifende Reformen droht eine Stagnation, doch mit kluger Strategie könnte das Land erneut wirtschaftliche Stärke zeigen.