Ein ehrgeiziger Plan nimmt Form an
Cadillac, unterstützt vom Mutterkonzern General Motors, steht vor dem historischen Einstieg in die Formel 1. Ab 2026 will das amerikanische Traditionsunternehmen als elftes Team Teil des prestigeträchtigen Rennzirkus sein. Der Countdown läuft – buchstäblich. In jeder Abteilung des Teams hängen Uhren, die die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden bis zum ersten Grand Prix in Australien zählen.
Am Samstagabend, nach dem Sprint und Qualifying beim Großen Preis von Miami, wird Cadillac seinen Formel-1-Auftritt mit einem glamourösen Event in Miami Beach offiziell vorstellen. Anders als viele Neueinsteiger kauft Cadillac kein bestehendes Team auf. Stattdessen entsteht das Projekt als kompletter Neuanfang – inklusive aller Risiken, Kosten und Herausforderungen.
Erfahrene Führung trifft auf Pioniergeist
Angeführt wird das Team vom Briten Graeme Lowdon, der bereits beim Start von Manor F1 im Jahr 2010 federführend war. Damals begann alles mit einem leeren Raum und einem Schraubenzieher. Heute steht ihm deutlich mehr Infrastruktur zur Verfügung, doch die Aufgabe bleibt gewaltig.
Lowdon begann im August 2022 mit zwei weiteren Kollegen, den Grundstein für das Projekt zu legen – ohne eine offizielle Zulassung, aber mit langfristigem Blick. Da das Projekt zunächst geheim gehalten werden musste, wurden neue Teammitglieder mit vagen Begriffen wie „Top-Motorsportprojekt“ rekrutiert.
Der große Durchbruch kam, als General Motors ankündigte, ab 2029 einen eigenen Formel-1-Motor zu entwickeln. Für den Einstieg 2026 wird das Team vorerst auf Ferrari-Antriebe zurückgreifen. Seither ist die Entwicklung rasant: Im Schnitt stellt Cadillac täglich eine neue Kraft ein. In Fishers, Indiana, entsteht ein neues Hauptquartier. Gleichzeitig wird in Silverstone das Europa-Hub aufgebaut und in Charlotte, North Carolina, das Motorenzentrum.
In Schlüsselpositionen hat Lowdon erfahrene Köpfe geholt: John McQuilliam (Design), Jon Tomlinson (Aerodynamik), Nick Chester (Technik), Peter Crolla (Teammanager) und Pat Symonds (Technikberater). Diese Verpflichtungen zeigen, wie ernst es Cadillac mit dem F1-Projekt ist.
Amerikanische Ambitionen mit globalem Anspruch
Bis zum ersten Renneinsatz steht noch viel Arbeit an: Auto bauen, Testläufe durchführen, Teamprozesse einspielen – und Fahrer finden. Namen nennt das Team nicht, doch Beobachter rechnen mit einem US-Piloten. Als Kandidaten gelten Colton Herta aus der IndyCar-Serie und der erfahrene Sergio Pérez. Die Entscheidung werde laut Lowdon rein leistungsgestützt getroffen, aber ein amerikanischer Fahrer sei „definitiv im Gespräch“.
Die Bedeutung von Cadillacs Einstieg geht über den Sport hinaus. Neben Haas ist dies das erste US-Team mit echter Herstellerunterstützung. Für GM ist die Formel 1 ein strategisches Instrument zur globalen Markenpositionierung. Das Engagement könnte der wachsenden F1-Fangemeinde in den USA weiteren Auftrieb geben.
Bis dahin bleibt keine Zeit zu verlieren. Lowdon bringt es auf den Punkt: „Beim ersten Rennen im nächsten Jahr müssen wir auf dem Grid stehen. Es reicht nicht, eine Woche später zu kommen und zu sagen: ‘Wir holen das Rennen nach.’ So läuft das nicht.“