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Boeing entgeht Strafprozess nach Absturz zweier 737 Max-Jets

by Richard Parks
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Der US-Justizministeriums hat mit dem Flugzeugbauer Boeing eine vorläufige Einigung erzielt, die dem Unternehmen eine strafrechtliche Verfolgung wegen Betrugs erspart. Hintergrund sind zwei verheerende Abstürze von 737 Max-Maschinen in Indonesien (2018) und Äthiopien (2019), bei denen insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen.

Milliardenstrafe statt Gerichtsprozess

Im Rahmen der Vereinbarung zahlt Boeing über 1,1 Milliarden US-Dollar sowie weitere 445 Millionen an Hinterbliebene der Opfer. Im Gegenzug lässt das Justizministerium den Betrugsfall fallen, was Boeing vor einer Verurteilung schützt – ein Urteil hätte den Konzern womöglich von lukrativen Regierungsaufträgen ausgeschlossen. Das Ministerium erklärte, das Abkommen stelle einen gerechten Ausgleich dar, auch wenn kein Geld der Welt das Leid der Familien mindern könne.

Scharfe Kritik von Opferfamilien

Die Vereinbarung sorgt bei Angehörigen der Todesopfer für Empörung. Viele fordern einen öffentlichen Prozess, eine strafrechtliche Verfolgung ehemaliger Boeing-Manager und deutlich höhere Strafen. Opferanwalt Paul Cassell kritisierte den Deal als „offensichtlich falsch“ und kündigte an, die Zustimmung des Gerichts zu verhindern. Er nannte den Fall das „tödlichste Unternehmensverbrechen der US-Geschichte“.

Manipulation, Software-Verschweigen und gescheiterte Auflagen

Ursache der Abstürze war eine fehlerhafte Sensorfunktion, die durch das bislang unbekannte MCAS-Software-System automatisch das Flugzeug in den Sinkflug zwang. Boeing verschwieg die Existenz dieser Software gegenüber der Luftfahrtaufsicht FAA und den Piloten. Bereits 2021 zahlte der Konzern 2,5 Milliarden Dollar und verpflichtete sich zur Einhaltung von Compliance-Vorgaben – ein Schritt, der ihn damals ebenfalls vor Strafverfolgung bewahrte.

Spätere Untersuchungen zeigten, dass Boeing gegen die Bedingungen verstoßen hatte. Zwar erklärte sich das Unternehmen später bereit, sich schuldig zu bekennen, doch ein Richter lehnte im Dezember 2024 den Deal ab – unter anderem wegen Streitpunkten bei der Auswahl einer unabhängigen Kontrollinstanz.

Signalwirkung und weitere Konsequenzen ungewiss

Die neue Einigung könnte weitreichende Folgen für die Debatte um Konzernverantwortung in den USA haben. Während Boeing vor einem öffentlichen Prozess bewahrt wird, befürchten Kritiker ein gefährliches Signal: dass selbst tödliche Versäumnisse ohne strafrechtliche Konsequenzen bleiben können. Ob das Gericht die Vereinbarung endgültig akzeptiert, bleibt noch offen.

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