Die BBC erwägt, künftig US-Nutzer zur Kasse zu bitten, um Zugang zu journalistischen Inhalten zu erhalten. Damit reagiert der öffentlich-rechtliche Sender auf sinkende Einnahmen aus der Rundfunkgebühr in Großbritannien und hofft, seine Position im internationalen Markt zu stärken – insbesondere in den USA.
Neue Strategie für den US-Markt
US-Amerikaner nutzen BBC-Inhalte derzeit kostenfrei, doch das könnte sich bald ändern. Führungskräfte des Senders prüfen laut „The Guardian“, ob ein freiwilliges Bezahlsystem nach Vorbild von PBS (Public Broadcasting Service) eingeführt werden könnte – oder sogar ein kostenpflichtiger Zugang zu bestimmten Inhalten. Die BBC erhofft sich dabei, vom politisch polarisierten Medienklima in den USA zu profitieren und sich mit ihrem Ruf für unabhängige, sachliche Berichterstattung abzuheben.
Schon jetzt wurde die BBC-Website in den USA überarbeitet, ebenso wie die App. Die Digitalredaktion in Nordamerika wurde erheblich ausgebaut – unter anderem durch mehr Live-Programm aus Washington D.C. Laut internen Angaben erreicht BBC.com inzwischen 130 Millionen Nutzer weltweit, davon 67 Millionen allein in Nordamerika.
Einnahmeprobleme und Reformdruck
Der Druck auf die BBC, neue Einnahmequellen zu erschließen, wächst. In Großbritannien sinkt die Zahl der Lizenzzahler – 2023 waren es eine halbe Million weniger. Gleichzeitig steht die nächste Erneuerung der königlichen Charta bevor (die 2027 ausläuft), und die Regierung drängt darauf, dass sich die BBC finanziell zukunftssicher aufstellt. Eine Umstellung auf Werbung oder Abo-Modelle im Vereinigten Königreich lehnt die Senderleitung jedoch weiterhin strikt ab.
BBC-Generaldirektor Tim Davie, früher Chef des kommerziellen Arms BBC Studios, gilt als treibende Kraft hinter der Kommerzialisierung im Ausland. Bereits heute verkauft BBC Studios Werbung auf Plattformen wie BBC.com und über eigene Inhalte in internationalen Märkten. Davie will „fairere, modernere und nachhaltigere“ Finanzierungsmodelle schaffen – besonders außerhalb des britischen Heimatmarktes.
Rückgang trotz Wachstumspotenzial
Trotz langfristigem Wachstum im internationalen Geschäft sanken die Einnahmen der BBC im letzten Jahr um 12 % auf 1,84 Milliarden Pfund. Hauptursachen waren der Rückgang bei TV-Produktionen nach der Pandemie sowie Investitionen in digitale Angebote wie BBC.com.
Die USA gelten als vielversprechendster Markt: englischsprachig, politisch aufgeladen, mit einem großen potenziellen Publikum. Ob amerikanische Nutzer künftig für BBC-Inhalte zahlen müssen – direkt oder über Spenden – bleibt offen. Doch die Weichen sind gestellt für einen stärkeren Fokus auf kommerzielle Erträge jenseits des Atlantiks.