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Ärzte fordern Regierung zum Handeln auf: Armut begünstigt Rückkehr viktorianischer Krankheiten

by Richard Parks
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Britische Ärztinnen und Ärzte schlagen Alarm: Immer mehr Patientinnen und Patienten leiden an armutsbedingten Krankheiten, darunter auch sogenannte viktorianische Krankheiten wie Krätze (Scabies) und Erysipel. Eine Umfrage des Royal College of Physicians (RCP) unter 882 Medizinerinnen und Medizinern zeigt, dass 89 % über die Auswirkungen sozialer Ungleichheit auf die Gesundheit besorgt sind.

Laut der Erhebung haben 72 % der Befragten in den letzten drei Monaten vermehrt Patientinnen und Patienten mit Krankheiten aufgrund schlechter Wohnverhältnisse, Luftverschmutzung oder fehlender Verkehrsanbindung behandelt. Fast die Hälfte der Ärzte gab an, dass soziale Faktoren bei mindestens der Hälfte ihrer Fälle eine Rolle spielen.

Krätze, Unterernährung und Unterkühlung

Ein Arzt berichtete, dass er innerhalb weniger Monate mehrere Fälle von Krätze und Erysipel behandelt habe. Andere schilderten zunehmende Unterernährung infolge von Armut, die zu langsamerer Genesung führt. Auch Fälle von Unterkühlung wurden dokumentiert – verursacht durch Menschen, die sich keine Heizung leisten können.

Soziale Ursachen für chronische Erkrankungen

Dr. Ash Bassi, Gastroenterologe aus Merseyside, erklärt, dass feuchte und kalte Wohnungen Erkrankungen wie Atemwegserkrankungen verschlimmern. Ernährungsunsicherheit, schlechte Lebensmittelauswahl und instabile Beschäftigungsverhältnisse führen laut ihm dazu, dass Patientinnen und Patienten ärztliche Hilfe zu spät suchen – was zu schwereren Krankheitsverläufen führt.

Aufruf zu entschlossenem Regierungshandeln

Das RCP fordert die Regierung auf, darzulegen, wie ihre Gesundheitsmission strukturell gegen diese Probleme vorgehen will. Dr. John Dean, Vizepräsident des RCP, warnt: „Bis 2040 werden voraussichtlich über 2,5 Millionen weitere Menschen in England mit schwerwiegenden Erkrankungen leben. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“

Er fordert eine umfassende Strategie, die Wohnverhältnisse, Arbeitsbedingungen, Luftqualität, Ernährung und Zugang zu Vorsorge in den Blick nimmt. Die Verantwortung dafür müsse ressortübergreifend und durch das Health Mission Delivery Board koordiniert werden.

Regierung verspricht Kurswechsel

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums erklärte, die Regierung habe sich mit ihrem „Plan für Wandel“ verpflichtet, die gesundheitlichen Ungleichheiten zu bekämpfen. Ein zentrales Ziel sei es, die Differenz in der gesunden Lebenserwartung zwischen armen und reichen Regionen zu halbieren.

Die Aussagen der Ärztinnen und Ärzte machen deutlich: Armut ist nicht nur ein soziales, sondern auch ein akutes Gesundheitsproblem – und erfordert sofortige und umfassende politische Maßnahmen.

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