Die Caritas der Erzdiözese Wien zeigt sich interessiert, gemeinsam mit Partnern die zum Verkauf stehenden Pflegeeinrichtungen des privaten Betreibers Senecura zu übernehmen. Sprecher der Caritas sprechen von einer großen Chance, die Pflegelandschaft in Österreich künftig gemeinnützig statt profitorientiert zu gestalten. Eine Übernahme sei jedoch nur mit Unterstützung durch Bund und Länder möglich. Gemeinsam mit dem Diakoniewerk Gallneukirchen, der Stiftung Liebenau und der Vinzenz-Gruppe wurde die Option geprüft, ein verbindliches Angebot liege aber noch nicht vor.
Pflege nicht Private-Equity-Fonds überlassen
Die Caritas betont, dass Pflegeeinrichtungen zur sozialen Infrastruktur des Landes gehören und möglichst nicht von internationalen Finanzinvestoren betrieben werden sollten. Eine Übernahme durch gemeinnützige Träger wäre im Interesse aller, die Pflege benötigen. Die Politik könne jetzt entscheidende Weichen stellen, um eine gemeinnützige Lösung zu ermöglichen.
Senecura verkauft umfangreiches Netz
Laut Medienberichten will die Senecura-Mutter Emeis ihre Einrichtungen in Österreich, Slowenien und Kroatien verkaufen. In Österreich betreibt Senecura derzeit 19 Rehakliniken mit rund 1850 Betten sowie 65 Pflegeeinrichtungen mit etwa 5400 Betten. Kürzlich wurde bereits die tschechische Tochter an den slowakischen Investor Penta verkauft. Senecura stand in der Vergangenheit wegen Missständen in der Betreuung unter Kritik.
Mehr öffentliche Finanzierung für Pflegeausbildung gefordert
Parallel dazu forderte Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler mehr staatliche Mittel für die Pflegeausbildung. Trotz hoher Nachfrage seien die Ausbildungsplätze nicht ausreichend finanziert. Kirchliche Schulen müssten Schulgeld von bis zu 4800 Euro pro Jahr verlangen, was viele Familien überfordere. Auch Ernst Sandriesser von der Caritas Kärnten betonte, dass Ausbildung kostenfrei zugänglich sein müsse, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Schulen fordern klare Strategie
Die Caritas ist in Österreich der größte Schulträger im Bereich Sozialbetreuungsberufe. Sie betreibt 20 Schulen mit rund 5000 Auszubildenden. Davon besuchen etwa 3000 eine Schule für Sozialbetreuungsberufe. An mehreren Standorten bietet die Caritas zudem fünfjährige HLSP-Ausbildungen mit Matura an. Die Caritas fordert eine umfassende Strategie, die Finanzierung, Qualifizierung und Anerkennung gleichermaßen umfasst.
Gleichwertige Anerkennung für Pflege und Sozialbetreuung
Die Caritas kritisiert, dass die Sozialbetreuung im aktuellen Regierungsprogramm nicht vorkomme. Pflege und Sozialbetreuung müssten jedoch als gleichwertige, systemrelevante Berufe behandelt und entsprechend gefördert werden – in Heimen, bei mobilen Diensten, in der Behindertenhilfe und Palliativversorgung. Wer Fachkräfte wolle, müsse heute in Ausbildung investieren und diese auch finanziell ermöglichen.