Home » Falsche Krebsversprechen im Netz: Ärzt:innen schlagen Alarm

Falsche Krebsversprechen im Netz: Ärzt:innen schlagen Alarm

by Richard Parks
0 comments

Immer mehr Krebspatient:innen lehnen erprobte Therapien ab und folgen stattdessen fragwürdigen Online-Tipps. Methoden wie Kaffeeklistiere, Rohsaftdiäten oder „Wunderheilmittel“ gewinnen auf Social Media an Popularität – mit teils tödlichen Folgen. Onkolog:innen berichten von zunehmenden Fällen, in denen Patient:innen aufgrund solcher Fehlinformationen lebensrettende Behandlungen ausschlagen.

Vertrauen in Medizin sinkt – gefährlicher Trend

Auf dem weltgrößten Krebskongress in Chicago war die Zunahme an Desinformation ein zentrales Thema. Dr. Fumiko Chino vom MD Anderson Cancer Center wies darauf hin, dass viele Menschen ärztliche Empfehlungen zunehmend anzweifeln – auch weil sich Aussagen von Expert:innen online zu widersprechen scheinen. Eine aktuelle Studie zeigt: Eine von zwanzig befragten Personen hat kein Vertrauen mehr in wissenschaftlich fundierte Informationen zu Krebs.

Dr. Julie Gralow von der American Society of Clinical Oncology (Asco) schilderte eindrücklich, wie Patient:innen sich für angeblich „natürliche“ Heilmethoden aus dem Internet entscheiden – etwa Behandlungen in ausländischen Privatkliniken mit Vitamininfusionen und pseudomedizinischen Anwendungen. Manche kehren nach Monaten enttäuscht in die reguläre Behandlung zurück, andere sterben, weil sie zu spät medizinische Hilfe suchen.

Ärzt:innen fordern Aufklärung und digitale Präsenz

Die ehemalige Brustchirurgin Liz O’Riordan, selbst an Krebs erkrankt, nutzt ihre Reichweite auf Social Media, um gegen Falschinformationen vorzugehen. Sie erhält täglich Nachrichten von verunsicherten Patientinnen mit Fragen zu Ernährung, Kleidung oder Nahrungsergänzungsmitteln. Ihr Appell: Ärzt:innen müssen digital präsenter werden, um im Informationsdschungel wahrgenommen zu werden – auch wenn es zeit- und ressourcenintensiv ist.

Gesundheitsexpert:innen raten zu Skepsis

Dr. Richard Simcock von Macmillan Cancer Support kritisiert, dass Social-Media-Plattformen zur schnellen Verbreitung von Mythen beitragen. Patient:innen treffen dort häufig auf vermeintlich einfache Lösungen – die jedoch auf falschen oder irreführenden Informationen basieren. „Wenn sich jemand gegen eine Behandlung entscheidet, ist das sein gutes Recht – aber bitte auf Basis fundierter Fakten“, betont Simcock.

Auch NHS-Direktor Prof. Stephen Powis warnt eindringlich: „Wunderversprechen im Netz sind gefährlich. Vertrauen Sie auf seriöse Quellen wie das NHS oder Ihr Ärzteteam – diese Informationen retten Leben.“

You may also like