Kooperation mit Dongfeng soll Produktion weltweit neu ausrichten
Nissan will seine weltweite Produktionsstrategie grundlegend verändern und künftig Werke mit dem chinesischen Staatsunternehmen Dongfeng gemeinsam betreiben. Dieser Schritt ist Teil eines tiefgreifenden Umstrukturierungsprogramms. Zeitgleich kündigte der Autobauer den Abbau von 11.000 Stellen sowie die Schließung von sieben Werken an.
Globale Werkvernetzung als Reaktion auf Absatzprobleme
Das Unternehmen, das in Großbritannien mehrere tausend Beschäftigte hat, erklärte seine Bereitschaft, Dongfeng vollständig in sein internationales Fertigungsnetz einzubinden. Ein Sprecher betonte, Dongfeng könne künftig „fester Bestandteil des weltweiten Nissan-Produktionssystems“ werden. Diese Maßnahme erfolgt vor dem Hintergrund rückläufiger Verkaufszahlen und steigender wirtschaftlicher Herausforderungen.
Konkrete Angaben zu den betroffenen Standorten machte Nissan bislang nicht, was innerhalb der Belegschaft für Verunsicherung sorgt.
Standort Sunderland bleibt vorerst verschont
Auf einer Veranstaltung der Financial Times äußerte sich Nissans Topmanager Ivan Espinosa zur Situation in Großbritannien. Er erklärte, dass das Werk in Sunderland auch künftig eine wichtige Rolle spiele. Neue Fahrzeugmodelle seien bereits in Planung, und es gebe „kurzfristig keinerlei Pläne, etwas an Sunderland zu ändern“.
Die Ankündigung erfolgt inmitten wachsender politischer Spannungen zwischen Großbritannien und China. Die britische Regierung bemühte sich, Vorwürfe zu entkräften, wonach ein neues Abkommen mit den USA chinesische Investitionen beeinträchtigen könnte.
London stellte klar, dass der Vertrag keine Klauseln enthält, die chinesische Beteiligungen einschränken. Investitionen aus China seien weiterhin möglich.
Handelsdeal mit den USA sorgt in China für Misstrauen
Das neue Handelsabkommen zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten senkte die unter Trump verhängten Zölle auf Fahrzeuge und Metalle. Gleichzeitig verpflichtete sich das Vereinigte Königreich, sicherheitsrelevante Vorgaben der USA zu Lieferketten für Stahl und Aluminium strikt umzusetzen.
In Peking wächst die Sorge, aus strategischen Handelswegen ausgeschlossen zu werden – insbesondere bei Exporten über britisches Territorium in Richtung USA.
Stellenabbau betrifft 15 Prozent der Belegschaft
Die 11.000 angekündigten Entlassungen ergänzen die bereits im November kommunizierten 9.000 Stellenstreichungen. Damit verliert rund jeder siebte Beschäftigte seinen Arbeitsplatz. Nissan erklärte, das Unternehmen wolle seine Produktionskapazität weltweit um 20 Prozent verringern, um Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Obwohl Nissan seit über zwei Jahrzehnten mit Dongfeng in Wuhan produziert, kämpfen die eigenen Marken im chinesischen Markt mit starkem Preisdruck und intensiver Konkurrenz.
Führungswechsel nach gescheiterten Fusionsgesprächen mit Honda
Nissan beschäftigt weltweit rund 133.500 Menschen, davon etwa 6.000 in Sunderland. Der Konzern musste zuletzt eine gescheiterte Fusion mit dem Konkurrenten Honda verkraften. Die Verhandlungen über ein milliardenschweres Bündnis scheiterten im Februar aufgrund unüberbrückbarer Differenzen.
Nach dem Scheitern der Gespräche trat der damalige Vorstandschef Makoto Uchida zurück. Ivan Espinosa, zuvor für Planung und Motorsport verantwortlich, übernahm die Unternehmensführung.
Milliardenverlust und Zukunftsinvestitionen im Nordosten Englands
Für das vergangene Geschäftsjahr wies Nissan einen Verlust von 670 Milliarden Yen aus, was umgerechnet etwa 4,6 Milliarden US-Dollar oder 3,4 Milliarden Pfund entspricht. Die unter Donald Trump verhängten Zölle belasteten das Unternehmen zusätzlich.
Positive Impulse kommen jedoch aus Sunderland: Der Batteriezulieferer AESC erhielt eine Investitionszusage der britischen Regierung in Höhe von einer Milliarde Pfund für ein neues Werk. In der Anlage sollen Akkus für die E-Modelle Leaf und Juke gefertigt werden.
Finanzministerin Rachel Reeves sagte bei einem Besuch der Baustelle, das Projekt werde „hochwertige, gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen und den Nordosten nachhaltig stärken“.