Österreicher geben mehr für Freizeit als für Waren aus
Immer mehr Menschen in Österreich investieren ihr Geld nicht in Produkte, sondern in Erlebnisse, Dienstleistungen und persönliche Betreuung. 2024 gaben private Haushalte 242 Milliarden Euro aus – ein Drittel davon für Waren, über 130 Milliarden für Dienstleistungen. Besonders private Services wie Nachhilfe, Pflege und Haushaltshilfe legten deutlich zu. Auch Freizeit und Urlaub blieben Konsumprioritäten.
Einzelhandel verliert Marktanteile
Der klassische Handel profitiert kaum von steigenden Einkommen. Nach Abzug der Inflation sanken seine realen Umsätze leicht. Die für den Handel relevanten Ausgaben betrugen 78,5 Milliarden Euro – ein Plus von nur 1,7 % nominal. Konsumenten sparen mehr, kaufen selektiver.
Stadtzentren verlieren, Diskonter und Luxus legen zu
Während Diskonter wie Action oder Woolworth expandieren und Luxusgeschäfte in Wien vom Tourismus profitieren, verwaisen Einkaufsstraßen in Kleinstädten. 15,6 % Leerstand ist ein Rekordwert. Besonders der Modehandel zieht sich zurück. Multifunktionale Nutzung von Handelsflächen bleibt oft Theorie – Stadtplanung und Raumordnung hinken hinterher.
Onlinehandel wächst, Durchschnittspreis sinkt
Der Onlineanteil im Handel liegt bei über 12 %, aber der durchschnittliche Warenwert pro Paket fiel auf 57 Euro. 2024 wurden 225 Millionen Pakete verschickt – plus 11 %. Für Marktforscher Andreas Kreutzer zeigt das die Dominanz asiatischer Billigplattformen wie Temu und Shein. Besonders stark online sind Erotikartikel, Videospiele und Bücher. Im Modebereich liegt der Onlineanteil bei weniger als einem Drittel, bei Sportartikeln bei 15 %, Einrichtung bei 12 %, Lebensmittel bei 2,4 %.
Branche fordert strengere Regeln für Billigimporte
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will fordert strengere Kontrollen für Plattformen aus Asien. Er sieht den stationären Handel durch schwächere Kaufkraft und nötige Budgetkonsolidierung unter Druck. Er wünscht sich mehr regionale Beschaffung, Transparenz bei tierischen Lebensmitteln, steuerliche Entlastung und weniger Bürokratie.
Stimmung leicht verbessert – Fachkräftemangel kein Thema mehr
Laut Handelsverband rechnen 38 % der Betriebe mit Gewinn, 25 % mit Verlust. Investiert wird in Digitalisierung und Onlineshops, gespart wird bei Marketing, Personal und Bauvorhaben. Die Zahl offener Stellen liegt bei unter 9.500. 77 % der Händler sehen sich personell gut aufgestellt. Will betont: „Im österreichischen Handel gibt es keinen Mitarbeitermangel mehr.“