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Trump startet Offensive gegen überhöhte Medikamentenpreise

by Silke Mayr
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USA setzen neue Maßstäbe für globale Arzneikosten

Präsident Donald Trump unterzeichnete am Montag eine umfassende Verfügung, die die Medikamentenpreise in den USA drastisch senken soll. Er verurteilte die internationale Praxis, dass Amerikaner deutlich mehr für Medikamente zahlen als Patienten in anderen Ländern.

„Ab heute beenden die Vereinigten Staaten die verdeckte Finanzierung ausländischer Gesundheitssysteme“, verkündete Trump. Er stellte Einsparungen von bis zu 90 % in Aussicht.

Die Verfügung verpflichtet Pharmaunternehmen, amerikanischen Patienten künftig den niedrigsten Preis anzubieten, den ein vergleichbares Land zahlt – den sogenannten „Meistbegünstigtenpreis“. Das Gesundheitsministerium soll innerhalb von 30 Tagen konkrete Zielwerte festlegen.

Regierung droht mit harten Maßnahmen gegen Widerstand

„Die Pharmakonzerne haben zwei Optionen: freiwillig mitziehen oder wir zwingen sie dazu“, erklärte Trump entschieden. Er kündigte an, die Bundesregierung werde ihre gesamte Autorität nutzen, um internationale Preisgleichheit herzustellen.

Falls Unternehmen nicht reagieren, sieht die Anordnung Sanktionen vor: rechtlich verbindliche Vorschriften, erweiterte Medikamentenimporte sowie Rücknahmen von Zulassungen durch die FDA, sollten Produkte als unsicher, unwirksam oder falsch beworben gelten.

Ein früherer Versuch Trumps, ähnliche Maßnahmen in Medicare einzuführen, scheiterte vor Gericht. Präsident Joe Biden hob die Regel später vollständig auf. Diesmal soll die neue Anordnung breiter wirken – auf Medicare, Medicaid und den privaten Markt.

Europäische Union im Zentrum massiver Kritik

Trump nahm besonders die Europäische Union ins Visier, die nach seiner Darstellung niedrigste Preise durchsetzt und so US-Firmen unter Druck setzt.

„Diese Länder spielen nicht mehr mit“, sagte Trump. „Wer nicht fair handelt, kann auf den US-Markt verzichten – inklusive dem für Autos.“

Zudem plant die Regierung neue Zölle auf Arzneimittelimporte. Diese waren bisher von Handelsmaßnahmen ausgenommen. Experten warnen davor, dass dies Lieferengpässe verstärken und Kosten für bestimmte Medikamente – insbesondere Generika – erhöhen könnte.

Pharmaindustrie reagiert vorsichtig optimistisch

Trotz der Ankündigung legten die Aktienkurse führender Pharmaunternehmen leicht zu. Der Branchenverband PhRMA unterstützte Trumps Position gegenüber dem Ausland.

„Die Regierung hat recht, wenn sie fordert, dass andere Länder ihren Teil zur Finanzierung medizinischer Innovation beitragen“, sagte PhRMA-Chef Stephen Ubl. „Die USA sollten nicht allein für globale Forschung zahlen.“

Allerdings warnte die Industrie auch vor Risiken bei der Einführung ausländischer Preisstrukturen in den US-Markt.

„Sozialistische Preisansätze gefährden neue Therapien, vernichten Arbeitsplätze und machen uns abhängig von China“, so Ubl.

Rechtliche Unsicherheit bleibt bestehen

Finanzanalysten beurteilten die Verordnung eher als strategischen Schachzug denn als konkrete Wende.

„Mehr Symbolik als struktureller Wandel“, urteilte Evan Seigerman von BMO Capital Markets.

Langfristige Reformen der Arzneimittelpreise seien laut Experten nur durch Gesetze des Kongresses möglich. Die rechtliche Basis für die Durchsetzung eines „Meistbegünstigtenpreises“ sei fraglich.

USA zahlen weiterhin Spitzenpreise für Medikamente

Ein Bericht des Gesundheitsministeriums zeigte 2022, dass US-Preise im Durchschnitt 2,78-mal höher lagen als in anderen Industrienationen. Für Markenprodukte lagen die Kosten sogar bei über dem Dreifachen – trotz möglicher Rabatte.

Die neue Verfügung soll diese Preisunterschiede korrigieren. Ein solcher Eingriff in die Preisgestaltung galt bisher als unvereinbar mit der marktwirtschaftlichen Ausrichtung vieler US-Politiker – vor allem im republikanischen Lager.

Auch Privatversicherungen betroffen

Die Regelung betrifft nicht nur staatliche Programme wie Medicare und Medicaid, sondern auch private Krankenversicherer. Trump wies den Vorwurf zurück, er wolle den Markt regulieren, und warf stattdessen der Industrie vor, selbst die Preise einseitig festzulegen.

Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte, die Regierung werde weitere Maßnahmen ergreifen, falls keine kurzfristigen Preisreduktionen folgen. Handelsministerium und Handelsbeauftragte sollen zudem analysieren, ob internationale Praktiken US-Preise künstlich hochhalten.

Ziel: Direkte Vertriebswege für Patienten schaffen

Die Verfügung nimmt auch sogenannte Pharmacy Benefit Manager ins Visier – Vermittler zwischen Herstellern und Versicherungen. Trump will es Patienten ermöglichen, Medikamente direkt vom Produzenten zu kaufen, ohne diese Zwischenhändler.

Zudem ergänzt die Maßnahme frühere Anordnungen aus dem April, die Importregelungen für Medikamente aus Kanada vereinfachen und Verhandlungen innerhalb von Medicare verändern sollten.

Große Versprechen – konkrete Umsetzung bleibt abzuwarten

Trump schrieb am Montag auf Truth Social: „Die Medikamentenpreise in Amerika werden um 59 % fallen.“

Bereits am Vorabend hatte er gepostet: „Preise für verschreibungspflichtige Medikamente sinken fast sofort um 30 % bis 80 %. Weltweit steigen sie. Amerika wird endlich fair behandelt! Ich werde eine Meistbegünstigtenpolitik umsetzen, die sicherstellt, dass wir nie mehr als irgendein anderes Land zahlen.“

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