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Erste Group übernimmt Santander-Anteile in Polen für 6,8 Milliarden Euro

by Richard Parks
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Einer der größten Bankdeals Europas in den letzten Jahren

Die österreichische Erste Group steigt in den polnischen Markt ein und übernimmt einen beherrschenden Anteil von 49 Prozent an der Santander Bank Polska für rund 6,8 Milliarden Euro. Die am Montag angekündigte Vereinbarung umfasst außerdem den Kauf von 50 Prozent am Vermögensverwalter Santander TFI für zusätzliche 200 Millionen Euro.

Die Finanzierung des Deals erfolgt ausschließlich aus Eigenmitteln. Es handelt sich um eine der größten Banktransaktionen Europas der vergangenen Jahre. Auch eine Umbenennung der Santander Bank Polska in Erste ist geplant.

Volle Kontrolle ohne vollständige Übernahme

Nach Abschluss der Transaktion wird die Erste Group zur größten Aktionärin der Santander Bank Polska und erhält faktisch die Kontrolle über das Institut. Sie kann die Bank künftig vollständig in ihre Bilanz aufnehmen und Aufsichtsrat sowie Management bestimmen, erklärte CEO Peter Bosek.

Eine Beteiligung von mehr als 50 Prozent wurde bewusst vermieden, um kein verpflichtendes Übernahmeangebot an die restlichen Aktionäre nach polnischem Recht auslösen zu müssen. In Polen befinden sich üblicherweise 20 bis 30 Prozent der Anteile im Streubesitz, sodass eine höhere Beteiligung nicht erforderlich ist.

Strategische Expansion in Mittelosteuropa

Für die Erste Group markiert der Deal eine wichtige Expansion in einen profitablen Wachstumsmarkt. „Wir expandieren in einen der dynamischsten und ertragreichsten Bankmärkte Europas“, sagte Bosek.

Zudem wurde mit der Banco Santander eine neue strategische Partnerschaft vereinbart.

Deutlicher Gewinnanstieg erwartet

Die Erste Group rechnet mit einem deutlichen Anstieg ihres Gewinns durch den Einstieg in Polen. Im Jahr 2026 soll der Gewinn pro Aktie (EPS) um über 20 Prozent steigen und die Eigenkapitalrendite (ROTE) bei etwa 19 Prozent liegen – gegenüber aktuellen Prognosen von rund 15 Prozent.

Gerüchte über den Deal kursierten bereits letzte Woche. Nach einem Bericht von Bloomberg bestätigte die Bank, die Transaktion zu prüfen. Der Eintritt in den polnischen Markt war laut Analysten bereits seit Jahren in Vorbereitung. Laut Marlene Eibensteiner von der Deutschen Bank könnte sich der Deal als deutlich ertragssteigernd erweisen, sei aber zugleich kostenintensiv.

Santander Polen: Dritte Kraft im Land

Mit rund 7,5 Millionen Kunden zählt die Santander Bank Polska zu den drei größten Banken des Landes und hält einen Marktanteil von acht Prozent. Im Jahr 2024 erzielte die Bank Rekordgewinne, die Aktien erreichten ein Allzeithoch.

Die Erste Group betreut mit etwa 2.000 Filialen in sieben Ländern derzeit 16 Millionen Kunden und zählt zu den größten Kreditgebern Osteuropas.

Sofern die Übernahme genehmigt wird, plant die Erste Group, die polnische Tochterbank unter dem eigenen Markennamen Erste zu führen. Allerdings sei es dafür laut Bosek noch zu früh – insbesondere da die Banco Santander ihren Markennamen vermutlich beibehalten will. Nach dem Kauf wird Santander voraussichtlich noch 13 Prozent der Anteile halten.

Der Abschluss der Transaktion wird gegen Ende 2025 erwartet.

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