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Rückkehr der Masern: Schutzwall der Herdenimmunität bröckelt

by Richard Parks
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Ein führender US-Immunologe warnt, dass die Welt in eine „post-herdenimmunitäre“ Phase eingetreten sei. In den USA, Mexiko und Kanada breiten sich Masernausbrüche rasant in unterimpften Gemeinschaften aus.

Aktuell erlebt die USA den größten Masernausbruch seit 25 Jahren. Schwerpunkt ist Westtexas, wo bereits zwei ungeimpfte Kinder und ein Erwachsener an den Folgen der Krankheit gestorben sind. Auch die Nachbarstaaten New Mexico und Oklahoma sind betroffen. Laut US-Gesundheitsbehörde CDC wurden bis zum 1. Mai 935 bestätigte Masernfälle in 30 Regionen gemeldet – fast ein Drittel der betroffenen Kinder unter fünf Jahren musste ins Krankenhaus.

Impfskepsis und politische Verunsicherung fördern Ausbreitung

Dr. Paul Offit, Direktor des Vaccine Education Center in Philadelphia, macht sinkende Impfquoten für die Rückkehr der hochansteckenden Krankheit verantwortlich. Besonders gefährlich sei, dass Masern als die ansteckendste bekannte Infektionskrankheit schnell auf ungeschützte Bevölkerungsgruppen übergreife.

In Nordamerika dominieren derzeit drei große Ausbrüche in Kanada, Mexiko und den USA die WHO-Statistik für den amerikanischen Kontinent. Insgesamt wurden über 2.300 Fälle gemeldet – elfmal mehr als im Vorjahr. Auch in Europa steigen die Zahlen drastisch: Laut WHO und ECDC ist die Fallzahl dort im Jahr 2024 zehnmal höher als noch 2023. Besonders betroffen ist Rumänien, das 87 % der 35.212 gemeldeten Fälle verzeichnet. Nur drei Länder – Ungarn, Malta und Portugal – erreichen derzeit die empfohlene Impfquote von 95 %.

Einige Ausbrüche konzentrieren sich auf traditionell abgeschottete Mennonitengemeinschaften, die über Mexiko, Kanada und den US-Südwesten verstreut leben. Obwohl ihre Glaubenslehre Impfungen nicht ausdrücklich verbietet, erschweren Sprachbarrieren und fehlende Anbindung an das öffentliche Gesundheitswesen den Zugang zur medizinischen Grundversorgung.

Gesundheitskrise durch Falschinformationen verschärft

Besorgniserregend ist laut Experten die Rolle von US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. Der Impfgegner verbreitet seit Jahren Falschinformationen über Impfstoffe. Jüngst behauptete er, Masern ließen sich mit Antibiotika und Kortisonpräparaten behandeln – eine These, die Fachgesellschaften wie die American Academy of Pediatrics als gefährlich zurückweisen.

Obwohl Kennedy die MMR-Impfung (Masern, Mumps, Röteln) grundsätzlich befürwortet, verbreitet er gleichzeitig irreführende Aussagen über deren Inhaltsstoffe. Er behauptete, sie enthalte „Zellen abgetriebener Föten“, obwohl sie – wie viele andere Impfstoffe – auf Zelllinien aus den 1960er Jahren basieren, die aus zwei legalen Schwangerschaftsabbrüchen stammen.

Masern gelten nach wie vor als lebensgefährlich. Ein Kind von 1.000 stirbt durchschnittlich an der Erkrankung, viele weitere leiden an schweren Komplikationen wie Hirnentzündung (Enzephalitis) oder anhaltender Immunschwäche. Die einzig wirksame Prävention bleibt die Impfung – sie verhindert laut WHO jährlich Millionen Todesfälle weltweit.

Experten warnen: Wenn Impfskepsis und politische Einflussnahme weiterhin zunehmen, drohen vermeidbare Krankheitswellen mit tödlichen Folgen – nicht nur in Nordamerika, sondern weltweit.

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