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Selenskyj bestätigt Einsatz ukrainischer Soldaten auf russischem Territorium

by Silke Mayr
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Ukrainische Armee operiert offen jenseits der Grenze

Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zum ersten Mal offen erklärt, dass ukrainische Truppen Einsätze in der russischen Region Belgorod durchführen. Er sagte: „Wir setzen unsere aktiven Operationen in den Grenzgebieten auf feindlichem Boden fort – das ist völlig gerechtfertigt. Der Krieg muss dorthin zurückkehren, woher er kam.“ Zusätzlich erwähnte er die Region Kursk, in der ukrainische Streitkräfte nach einer Offensive im Vorjahr weiterhin eine kleine Zone halten. Obwohl Moskau einen Großteil dieses Territoriums zurückeroberte, hält die Ukraine weiterhin strategisch wichtige Positionen. Der Präsident betonte, dass die Verteidigung der ukrainischen Regionen Sumy und Charkiw oberste Priorität habe. Ziel sei es, den Druck auf andere Frontabschnitte wie das umkämpfte Donezk deutlich zu verringern.

Grenzüberschreitende Angriffe als militärisches Mittel

Russlands Verteidigungsministerium erklärte kürzlich, dass ukrainische Einheiten versuchten, in die Region Belgorod vorzudringen, und behauptete, sämtliche Angriffe seien erfolgreich abgewehrt worden. Laut russischer Darstellung stellten die ukrainischen Vorstöße keine ernsthafte Gefahr für nahegelegene Ortschaften dar. Seit Beginn des umfassenden Angriffskrieges im Jahr 2022 kontrolliert Moskau rund ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets. In einer Videoansprache erklärte Selenskyj, dass ihn Oberbefehlshaber General Oleksandr Syrskyj umfassend über die Lage informiert habe – einschließlich der ukrainischen Präsenz in den Regionen Kursk und Belgorod. Besonders lobte er das 225. Sturmregiment für seinen Einsatz in Belgorod. „Hervorragende Arbeit, Männer! Ich bin stolz auf jeden, der für unser Land kämpft“, sagte Selenskyj. Weitere Einzelheiten nannte er nicht, doch es war seine erste eindeutige Bestätigung für die Aktivitäten ukrainischer Soldaten auf russischem Boden.

Berichte über Kämpfe in der Grenzregion häufen sich

Schon am 18. März hatte Selenskyj andeutungsweise auf laufende Operationen verwiesen, als er auf eine russische Stellungnahme angesprochen wurde. „Dort läuft eine Operation“, erklärte er damals. Russische Quellen berichteten von gescheiterten ukrainischen Angriffen in den Gebieten nahe Demidowka und Prilesje. Sie betonten, dass alle Versuche zurückgeschlagen und ein grenzüberschreitender Vorstoß verhindert worden sei. Gleichzeitig widersprachen mehrere russische Militärblogger dieser Darstellung und meldeten Gefechte direkt in Demidowka, nur zwei Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Das US-Institut für Kriegsstudien informierte am 21. März, dass ukrainische Truppen kürzlich Fortschritte in Belgorod gemacht hätten. Russische Quellen berichteten über ukrainische Stellungen an den Rändern von Demidowka und Prilesje – allerdings ohne unabhängige Bestätigung. In den letzten Tagen hieß es dann, ukrainische Einheiten hätten sich wieder aus dem Gebiet zurückgezogen.

Taktischer Nutzen und politisches Kalkül

Die Operationen in Belgorod scheinen im Vergleich zu den Einsätzen in der Region Kursk deutlich kleiner dimensioniert. In Kursk hatte die Ukraine zeitweise mehrere Dörfer eingenommen, darunter die wichtige Stadt Sudscha. Selenskyj und seine Generäle erklärten mehrfach, solche Angriffe hätten Russland gezwungen, Truppen von der Donbass-Front abzuziehen. In Donezk verzeichnen russische Einheiten seit Monaten langsame, aber stetige Geländegewinne. Beobachter vermuten, dass Kiew die Kontrolle über russische Gebiete als strategisches Druckmittel in künftige Friedensgespräche einbringen will – insbesondere in von den USA unterstützten diplomatischen Bemühungen. Doch nicht alle sind vom militärischen Nutzen dieser Operationen überzeugt. Mehrere Experten im Westen und in der Ukraine verweisen auf hohe Verluste und Engpässe bei Waffenlieferungen als Risiken solcher Vorstöße auf russisches Territorium.

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