Landarbeiter stellen Europa zur Rede
Tausende Landarbeiter in Südafrika verlangen ein Ende giftiger Pestizidexporte aus Europa.
Dina Ndelini verlor nach 40 Jahren im Weinbau plötzlich ihre Gesundheit, ihren Job und ihre Wohnung.
Ihr Arzt machte Dormex verantwortlich – ein Mittel mit Cyanamid, das die EU seit 2009 verbietet.
Europäische Firmen produzieren trotzdem weiter und liefern die Stoffe nach Südafrika.
Obst und Gemüse aus solchen Anbauflächen landen später auf Europas Tellern.
Opfer klagen öffentlich beim Tribunal
Beim People’s Tribunal in Stellenbosch schilderten Betroffene im März drastische Gesundheitsfolgen durch Pestizide.
Viele berichteten von Krebs, Lungenschäden und Sehverlust nach Kontakt mit Sprühmitteln.
„Wenn Europa sie meidet, warum sollen wir sie ertragen?“, fragte eine Arbeiterin im Saal.
In Südafrika sind 192 gefährliche Pestizide erlaubt – 57 davon verbietet die EU strikt.
Besonders Frauen leiden – körperlich anfälliger und sozial stärker benachteiligt.
Viele Betriebe geben keine Schutzkleidung aus, Arbeiterinnen schützen sich mit einfachen Tüchern.
Häufig fehlen Wasser und Toiletten, während sie stundenlang in besprühten Feldern arbeiten.
Europa gerät wegen doppelter Standards in die Kritik
Die EU prüft Importregeln gegen Rückstände verbotener Pestizide, zögert aber beim Exportstopp.
Wirtschaftsvertreter sprechen von „regionalen Bedürfnissen“ – die Kritik wächst trotzdem.
UN-Experte Marcos Orellana nennt das „einen offensichtlichen Doppelstandard“.
„Menschen in armen Ländern haben weniger Schutz – das nutzen Hersteller aus“, sagt er.
Südafrika plant Verbote, doch Kontrolle und Aufklärung fehlen bisher.
Viele Landarbeiter kennen ihre Rechte nicht oder fürchten Sanktionen bei Beschwerden.
Für Andrea Rother von der Uni Kapstadt taugt das aktuelle Chemikalienabkommen kaum als Schutzmaßnahme.
Kampagnenleiterin Kara MacKay sagt: „Mit jedem Export dieser Gifte trägt Europa Mitschuld an unserem Leid.“
Das Tribunal will in wenigen Monaten seine juristische Bewertung und Empfehlungen veröffentlichen.